Die Netd@ys waren unglaublich anstrengend, aber echt ...


Die Netd@ys waren unglaublich anstrengend, aber echt klasse. Und es gibt auch wahnsinnig viel zu berichten, aber wann ich das nun alles auch noch aufschreiben soll, ist mir momentan ein Rätsel. Nehmt Ihr das auch stückweise? 😊 Als hättet Ihr die Wahl, haha 😊)))))

Da ich das für einen Artikel ohnehin aufschreiben muss, geht das jetzt mit der Vorgeschichte los. Es vermischt sich dann mit dem, was ich privat ins Diary schreiben würde, den Pädagogen noch hinterher sagen will und den Daten und Fakten und Erlebnissen, die ich für den Artikel wieder rausfiltern werde…. es ist nicht meine typische Arbeitsweise, aber da hier wirklich ununterbrochen das Telefon klingelt und ich es niemals schaffen werde, den Brief an den (echten) Bürgermeister vernünftig zu formulieren, während ich mit Wusel chatte und Dateien uploade, geht’s nicht besser und auch von der Nachbearbeitung werdet Ihr nichts haben, denn ich schreib das jetzt und hier ins Blaue, tunke nebenbei Möhrenschnitzel ins Tzaziki und telefoniere.

Start:
Vorgeschichte
“Wie kommst Du eigentlich dazu, der Klapse zu helfen?” werde ich immer gefragt, denn ich kenne und unterstütze dieses Projekt ja jetzt auch schon seit einigen Jahren, obwohl es mit meinem eigentlichen Beruf gar nichts zu tun hat. Ich sage dann meistens, dass jeder überall helfen kann, wenn er oder sie nur will, und so ist es natürlich auch. Bei mir kam noch ein kleiner Umweg dazu, denn als ich zum ersten Mal von der Klapse hörte, geschah das durch einen Kollegen, der mir eine Ausgabe in die Hand drückte und meinte “Hier, Du arbeitest doch auch mit geistig behinderten Kindern.” Er hatte mitbekommen, dass ich als ehrenamtliche Helferin arbeitete und ich habe dann wirklich eine gute Stunde gebraucht, um diesem Mann zu erklären: Ein geistig behinderter Mensch, das ist absolut nicht dasselbe wie ein Mensch, der psychiatrische Hilfe benötigt.

Es endete damit, dass er schulterzuckend wegging und meinte, es sei doch eigentlich egal, Hauptsache man würde ‘was Gutes tun’ für diese armen Kreaturen. Ich blieb mit der Klapse 1 in der Hand zurück, mit der Argumentation überfordert und noch nicht richtig informiert, aber in dem Bewusstsein, dass es bei vielen Menschen nur ein einfacher Zufall ist, dass sie nicht in der “Klapse” landen.

Beim Lesen wurde mir dann klar, dass der Arbeitskollege niemals einen Blick in das Heft geworfen hatte, das er mir schenkte. Ich bin ihm trotzdem dankbar, denn ich schrieb der Klapse-Redaktion direkt einen Leserbrief, um meine Begeisterung für diese ganz besondere Schülerzeitung auszudrücken.

Seitdem hat sich schon oft die Gelegenheit ergeben, selbst dazu beizutragen, dass die “Klapse-Zeitung” ein Verständnis und eine Toleranz für Psychiatriepatienten fordert und fördert. Die grösste Herausforderung war die Aufbereitung aller bisherigen Ausgaben fürs Web, mit Hilfe vieler ehrenamtlicher Webdesigner, das hat fantastisch geklappt und wir sind alle sehr stolz auf diesen gemeinschaftlichen Erfolg.

Koordiniert habe ich das Online-Projekt, und so kamen die verantwortlichen Lehrer der Alfred-Adler-Schule dann auch auf mich, als es darum ging, sich an den “Netd@ys NRW” zu beteiligen, einer Internetaktionswoche für Schulen. Partner im Internet sollten die Schulen suchen, mit denen verschiedene ‘virtuelle’ Aufgaben bewältigt werden sollten.

Die Klapse-Redaktion meldete sich verdammt kurz vor dem Anmeldeschluss bei mir und ohne mir auch nur die Bedingungen durchgelesen zu haben, erklärte ich, dass ich schon noch Helfer auftreiben würde und sagte zu. Die Idee war, mit einer Düsseldorfer Partnerschule eine Ausgabe der KLAPSE zu übersetzen, diese dann mit Hilfe einer befreundeten Sprachenschule noch einmal zu überprüfen und dann mit Hilfe von “Melody & The Diary Connection” (ich und wen immer ich auch noch finden würde) mit den Kids zusammen in HTML zu setzen und online zu bringen.

Das hört sich nicht so schwierig an, wurde aber eingeengt dadurch, dass wir nur zwei Vormittage zur Verfügung hatten (mehr Urlaub konnte ich in meinem neuen Job nicht nehmen) und dazu kommt noch, dass die Kids in der Klapse-Schule natürlich oft wechseln und deswegen Vorbereitung kaum möglich war. Ich war aber zuversichtlich.

Und dann rief Barbara Bumm vom Düsseldorfer Zakk, die mit der Digitalen Stadt Düsseldorf zusammen die Netdays in NRW betreute, an und fragte, ob ich eine weitere Schule übernehmen könnte, die noch keinen Partner gefunden hatte, aber unbedingt mitmachen sollte und überhaupt und wenn ich nicht zusagen würde, könnten die nicht und so weiter und so fort. Wie ich das zusagen konnte, ist mir immer noch ein Rätsel, denn eigentlich war es gar nicht zu schaffen. Aber darum konnte man sich ja immer noch Gedanken machen, wenn sicher war: Beide Schulen können teilnehmen! Und da sass ich dann. Hatte mir immer noch nicht mal genau durchgelesen, worum es ging, noch keinen einzigen Helfer und nicht mal einen unterschriebenen Urlaubsschein in der Tasche, eigentlich gar keine Zeit und war eigentlich trotzdem ganz vergnügt, weil ich mal wieder was Sinnvolles mit meiner Online-Zeit anfangen konnte. Das bringt doch irgendwie mehr als immer nur Fun, Fun Fun auf der Datenautobahn.

Helfer zu finden war nicht besonders einfach und man kommt sich manchmal vor, als würde man “belächelt”, wenn man so blöd ist und seinen eigenen Jahresurlaub für solche Zwecke einsetzt. Das tut nicht jeder, schon klar. Also habe ich gezielt unter den Studenten und Schülern online gesucht, die ich kenne. Harlequin und Spatz sagten zu und ich war erleichtert, zwei so nette Menschen eingesammelt zu haben. Harlequin fand dann allerdings kurz vor dem Termin einen neuen Job und ich hatte keine Zeit, dass mir mulmig wurde - es war gerade noch genug Zeit, um einen extra Urlaubstag einzureichen und sich in eine weitere intensive Vorbereitungsrunde zu stürzen.

Am Mittwoch fuhr ich dann los, um Rebekka alias Spatz vom Bahnhof abzuholen. Ich hatte sie schon einmal “im echten Leben” getroffen und mich sehr gefreut, als sie ihre Hilfe zusagte (sie behauptet zwar ständig, ich hätte sie ein wenig dazu gezwungen, aber das ist natürlich nur ein Scherz). Es war fast Mitternacht, es regnete und ich fuhr nicht besonders schnell, was ein Glück war - in der ersten Kurve geriet mein Wagen völlig ausser Kontrolle, schleuderte hin und her und ich drehte mich dreimal um die eigene Achse, um quer auf den Strassenbahnschienen zu landen, genau im toten Punkt der bergigen Kurve und brav synchron mit einem anderen Wagen direkt vor mir, der allerdings nur am Rand der Schienen landete. Ohne lange nachzudenken, krabbelte ich aus meinem schiefliegenden Wagen und schob ihn von den Schienen, mir ist immer noch nicht ganz klar, wie ich das eigentlich geschafft habe.

Vor und hinter mir raste ein Wagen nach dem anderen in die Kurve, um zur Seite weggeschleudert zu werden, die ganze Kurve war mit feuchtem angefrorenem Laub bedeckt. Der Kölner Wagen vor mir fuhr ebenfalls rumpelnd von den Schienen. Ich konnte meinen Hals nicht richtig drehen, kurbelte das Fenster herunter, um die Fahrerin zu bitten, doch eben zu schauen, ob die Strasse frei sei, ich war mir in dem Moment auch nicht so sicher, ob ich unverletzt war. Die Frau am Steuer fuhr langsam neben mich, kurbelte ihr Fenster auch herunter, erklärte mir zuvorkommend, ich brauche mir keine Sorgen um sie zu machen, ihr sei nichts passiert, und fuhr davon. Wie schön. Mir war glücklicherweise auch nichts passiert, bis auf das hysterische Kichern nach diesem Zwischenfall im Zwischenfall, das noch Stunden später wieder hochkam, es gibt so herzige Mitmenschen…..

Ich liess mich dann auch nicht vom nächsten Durchgerutschten überreden, meinen Wagen in der Kurve (!) stehenzulassen, um andere zu warnen, sondern fuhr weiter zum Bahnhof, wo ich gerade rechtzeitig eintraf, um Rebekka aus dem Zug steigen zu sehen. Der Schreck war schnell vergessen, und ein bisschen abgedreht sind Onliner sowieso immer, wenn sie sich treffen. Wir haben gegessen, gequasselt und plötzlich war es 2.00 Uhr früh - oder doch 3.00 Uhr? Jedenfalls reichlich früh für einen späten Schlaf.

Der Donnerstag begann etwas später als geplant, denn ich wollte meinen Wagen erst bei Tageslicht sehen, bevor wir uns damit wieder in den Strassenverkehr wagten. Trotz des kleinen Stunts war aber ausser dem vorderen Nummernschild alles anscheinend in Ordnung und so trafen wir mit einer knappen Dreiviertelstunde Verspätung in der Alfred-Adler-Schule, der “Klapse” ein. Dort sassen in einem viel zu kleinen Computerraum viel zu viele völlig überdrehte Kinder an frisch gesponsorten Computern und “chatteten” wie wild. Es ist nicht so, als hätte ich kein Verständnis für frisch erworbene akute Chatsucht, nur leider war da ja diese Projektwoche ... Petra, die verantwortliche Lehrerin, stürmte auf Rebekka und mich zu und sagte beschwörend “Wir haben da ein Problem.” Mir sank schon mal vorbeugend das Herz ein wenig, aber im Laufe der nächsten drei Tage sollte ich lernen, dass Petra damit nur meinte, es gäbe da etwas zu erledigen, bevor man weiterarbeiten konnte, und nun mal ehrlich und unter uns, das ist kein Problem, sondern normal für Computerbesitzer.

Das “Problem” war ein dreifaches. Petra hatte eine grosse Word-Datei mit einer riesigen Grafik und wollte diese partout an andere Schulen verschicken. Petra hatte aber ausserdem noch einen Virus. Und Petra wollte Rebekka und mir absolut nicht glauben, dass a) online niemand sehr begeistert von Mails mit riesigen Attachments ist und b) es nur fair, gerecht und angebracht ist, dass man Viren vorher entfernt, bevor man Mails mit riesigen Attachments verschickt. Und Rebekka und ich konnten zwar einen Virenscan downloaden und das passende Entpackerprogramm, aber hatten keine Administratorrechte für das neue Netzwerk, es gab nicht mal am Hauptrechner ein CD-Rom Laufwerk, ausserdem mussten wir zwischendurch immer mal wieder Petra davon abhalten, ihre Mail zu versenden 😊 während die chattenden Kids uns mit Fragen bombardierten und der EDV-Mann nicht so schnell aufzutreiben war.

Das grösste administrative “Problem” des Tages war allerdings das geplante Mittagessen. Die anderen Abteilungen wollten ein Buffet für uns ausrichten, und so sehr wir uns auch darüber freuten, so wenig konnten wir verstehen, dass man dafür einen Chat mit dem Bürgermeister absagen wollte. Der konnte ja nun doch ein wenig mehr für die Alfred-Adler-Schule tun als wir und wenn die Kids eine Chance hatten, ihre neuen Chatkenntnisse bei ihm auszuprobieren ... Alle Argumentation war witzlos, aber dann hatte man vergessen, das Buffet zuzubereiten, genaugenommen hatte man sogar vergessen, dafür einzukaufen, und so konnten Rebekka und ich dann guten Gewissens auf die Schnelle eine Gulaschsuppe mampfen, der Bürgermeister würde mit den Kids schon eine Weile reden können. Nicht sehr lange, denn zwischendurch wurden die dann doch zum Essen geschickt (!), aber immerhin etwas länger, als wenn das Buffet stattgefunden hätte.

Wir haben immerhin den Kids auch in dem Chaos dort erklären können, was ein Computervirus ist, wie man eine Suchmaschine bedient (“wir suchen jetzt alle den F-Prot….”) und wie man mit dem Bürgermeister chattet. Es hat einige Mühe gekostet, den anwesenden Erwachsenden begreiflich zu machen, dass wir als “Freaks” titulierten Helfer den echten Bürgermeister meinten und wir sind sehr erschöpft gewesen, als wir das Gebäude dann verliessen. Trotzdem hatten wir einiges erreicht und bei mehr als einem Kid reges Interesse geweckt, hatten endlich eine genauere Vorstellung vom vorhandenen Equipment und wussten, was am nächsten Tag auf uns zukommen würde. Das war der Vormittag.

In den nächsten Teilen erfahrt Ihr, wie der Nachmittag aussah, warum man nebeneinander sitzen und miteinander chatten kann, was am Freitag alles passierte, wie Melle zum erstenmal redaktionelle Mitarbeit bei einem offiziellen Projekt leistete und wie so eine virtuelle Hochzeit aussieht, wie der Düsseldorfer Bürgermeister so drauf ist, wenn man ihn trifft und nicht nur mit ihm chattet und vielleicht noch einiges mehr.

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