Da liegen sie, die Nasentropfen. Ich könnte ...

Da liegen sie, die Nasentropfen. Ich könnte welche nehmen, genaugenommen sprühen, denn natürlich sind die Zeiten lange vorbei, als man mit einer fiesen kleinen Glaspipette herumhantieren musste, um einen Ekeltropfen irgendwie gegen alle Gesetze der Schwerkraft in die Nase zu bugsieren und dabei hoffte, dass die Pipette nicht obendrein noch körpereigenen Schleim einsammelte. Pfffrrrrtt könnte ich machen, und meine Naseninnenwände wären im Nu nicht mehr so geschwollen. Hach ja. Dafür wären sie dann zu trocken und würden sich anfühlen, als gehörten sie nicht wirklich zu mir. Man kann eben nicht alles haben, ich weiß.

Nur alle fünf Erkältungsbeschwerden stehen mir im Zweifelsfall zu, aber so schlimm ist es nicht. Es ist nur Schnupfen und nicht mal ein schlimmer. Darüber zu schreiben ist eine Banalitätenübung. Ich könnte auch tief in mir nach einem bedrückend großen Thema graben, politisch werden oder analytisch, oder einen “hach-schau-her-ich-mache-huhuuu”-Eintrag schreiben. Alles legitim. Will ich aber nicht. Ich will über Nasentropfen schreiben. In Wirklichkeit ist es so, dass ich alle Anzeichen körperlichen Entzugs durchmache, denn mein favorisierter Mailserver ist unten und ich befinde mich in diesem dumpfen Stadium, in dem man alle vierzig Sekunden wider besseres Wissen einen Versuch startet, Mails abzurufen und/oder zu senden: Bei der Verbindung zum Server ist ein Fehler aufgetreten. Konto: ‘Melody@web.de’, Server: ‘smtp.web.de’, Protokoll: SMTP, Anschluss: 25, Secure(SSL): Nein, Socketfehler: 10061, Fehlernummer: 0x800CCC0E

Das geht nicht. Ich will jetzt an meine Mails. Ich hole morgens immer als erstes meine Mail, was soll der Mist? Ich möchte Nasentropfen mit Himbeer-Aroma, die nachfettende Wirkung haben. Bitte. Einmal Pfffrrrrtt und dann Swuuusch und die Nase schwillt ab, fühlt sich samtig und riecht von innen nach außen gut. Ich werde dem Kater jetzt einen eigenen Pfefferminztee kochen, weil ich ausrasten werde, wenn ich noch ein einziges Mal eine dicke blonde Pfote aus meinem Trinktopf holen muss. Wenn der Mailserver wieder geht, werde ich den ganzen Tag lieb sein. Versprochen. Er geht nicht? Der hat auch Schnupfen, dieser Server, denke ich mal. Ärgerlich, ab und zu unvermeidbar und wahrscheinlich schnell überstanden. Man kann nicht arbeiten, wenn man keine Mails empfängt. Und wenn doch, dann bedarf es gründlicher mentaler Vorbereitung. Es wird am besten sein, ich gehe für eine Stunde zurück ins Bett. Ich würde ja einkaufen fahren, aber Olli war so lieb, beide Haustürschlüssel mitzunehmen und ich bin eingesperrt, sozusagen. Zur Strafe gibt es heute abend bloß Spaghetti Bolognese a la Mexicana. Pfffrrrtt.

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