Bowling for Columbine

Starke Eindrücke, dieser Film funktioniert größtenteils so, wie er auch geplant ist. Wirkt vielleicht nicht ganz so stark, wenn man (a) zehn Jahre für eine amerikanische Firma gearbeitet hat, diverse Plattheiten und Idiotien also bereits kennt und sich (b) darüber im Klaren ist, dass vergleichbar bizarre Nahaufnahmen auch in einer beliebigen deutschen Reihenhaussiedlung von einem beliebigen christlichen Spanferkel geschossen und zu einer effektüberladenen “Doku des Horrors” zusammengestellt werden könnten.

Mich hat die Szene sehr genervt, in der Moore dem altersstarren Heston pathetisch und selbstgerecht das Foto des erschossenen 6jährigen Mädchens hinterherhält und dieses dann auch noch mit aufgesetzten Gesten dort auf dem Grundstück zurücklässt. Der dumme alte Waffendepp hatte das Kind ja nicht selbst erschossen - der war einfach nur noch unter senil einzuordnen, stolz auf seine Machtspielzeuge und zufällig der oberste Suppenkasper in seinem wahnwitzigen Schützenverein. Es gab auch noch andere Szenen, da fühlte ich mich belehrt genug über die ach so dummen Amis.

Gut unterhalten habe ich mich trotzdem und man bekommt auch das Gefühl, informiert worden zu sein (muss ich noch mal schauen, ob das nun einseitig war oder Unterhaltungskunst). Mit der teilweise recht seichten Effekthascherei ist auch sicherlich eine größere Zielgruppe zu erreichen als mit trockenen, langweiligen Fakten, diese Art von Zynismus bringt - Zuschauern und den Machern - erschreckend viel Spaß. Die Verbindung der kriegsgeilen US-Regierung mit gesellschaftlichen Phänomenen und privaten Tragödien macht ohnehin einen (leider aktuell) wichtigen Film daraus.

Vielleicht sollte man ihn noch mal sehen, weniger überrumpelt von einigen platten Effekten.

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