BlogSucht?

Macht Bloggen süchtig? Hm. Lass mich mal überlegen. Bald 8 Jahre. Vielleicht sollte man nicht ausgerechnet mich fragen, andererseits stelle ich ja hier die Fragen, also: Macht Bloggen süchtig?

Selbstverständlich.

Man muss dem nicht nachgeben, doch man kann sich sehr schnell bis zur Sucht daran gewöhnen, ‘öffentlich’ zu schreiben und auf die eine oder andere Weise Feedback zu erhalten. Sei es, weil man die weltweit steigenden Besucherzahlen auf beliebige Webpräsenzen mit Beliebtheit der eigenen Person verwechselt oder noch nicht begriffen hat, wie viele Leute auch in wohligem Ekel ‘verhasste’ Weblogs lesen oder aus Langeweile virtuelle Trampfelpfade dauerverfolgen (kurz: das Ganze für wichtiger hält, als es intergalaktisch gesehen ist) oder auch, weil man wirklich viele Leser und sogar Stammleser hat oder weil man Freunde, Nachbarn und Verwandte auf dem Laufenden hält, gerne schreibt und Notizen auf der eigenen Webpräsenz festhält und das Gefühl hat, die eigenen Schreibfähigkeiten zu entwickeln oder sich gern in einer Community mit anderen Weblogs bewegt (kurz: Spaß an der Sache hat und es deswegen wichtig genug findet, intergalaktisch gesehen). 

Wer einige Tage nicht webloggt, verspürt Erklärungsdrang- oder -zwang. Wenn man nicht aufpasst, meldet man sich aus dem eigenen Weblog ständig pausentechnisch ab und wieder an. Begründungen zu bloggen ist einfacher, als sie zu unterlassen. Einigen verleiht ihr Weblog eine Stimme, die sie sonst nicht hätten. Es gäbe auch die vielen anonymem Zweitblogs nicht, würde man nicht so schnell einen Drang zum entspannten Dahingeblubbere an der Tastatur kultivieren. Denn das Schreiben im Blogspace einfach zu unterlassen wäre ja ohne sanfte Sucht ein viel einfacherer Weg, wenn man im “echten” Log nicht mehr so richtig authentisch Content liefern kann oder will (Nachricht ans Getuss: Dieser mein Pausenfüllertext ist nicht bitterernst zu verstehen. Orgasmen sind entspannend. Nur so’n Tipp.)

My Vote: Yes. It’s highly addictive.

Worauf man allerdings gut verzichten kann: Die nörgelnden Korinthenkacker, die an jedem Text humorlos entlangonanieren, um mit ihren Kommentaren virtuelle Wurzelbehandlungen für Weblogautoren zu simulieren.

2 Kommentare BlogSucht?

  1. Avatar Melody 28.05.2004 um 12:15 Uhr

    Stimmt, ich glaube, da schliesst sich irgendwo der Kreis, es ging wohl vom NYT-Artikel aus ...

    Weblogs sind ja nur ein Tool, auch wenn wir das immer von der cyberkulturellen Seite aus betrachten. Es lesen vermutlich eine Menge Suchmaschinennutzer dauernd Blogs, ohne das Wort zu kennen oder zuordnen zu können, und das wird nicht das einzige Beispiel sein.

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