Übersetzung

«Sie ist älter als ich: Sieben Jahre Lebensweisheit mehr, sieben Jahre Unglück. Das erzählt sie mir, als wir nach einem Orgasmus gemütlich beieinander liegen. Dann sind wir keine Liebhaber mehr, sondern Bruder und Schwester. Zwei mal zehn Sekunden Leidenschaft im Leben unserer Eltern. Langsam, sehr langsam fast vorsichtig steigt der blaue Rauch unserer Zigaretten zur Decke auf und flüstern wir zärtliche Worte in vertraute Ohren. Ich liebe diese Nacht, dieses ungezwungene Zusammensein und ich werde erst schlafen, wenn die Sonne den Horizont tiefblau färbt und ihr Arm, ihr Atem wie Blei auf meiner Brust liegen. Keine Sekunde will ich verpassen von diesem Feuerwerk der Eindrücke.
Gierig wie immer will ich die Nacht erfahren, genießen: Riechen, probieren, fühlen, hören und sehen, welche chemischen Reaktionen unsere Körper hervorbringen. Wie wir aus Speichel und Schleim, Schweiß, Blut und Tränen immer wieder auferstehen. Um erneut den kleinen Tod zu sterben. Wenn sie schläft, höre ich nichts außer ihrem Atem und ihrem Herzschlag. Wie soll ich sie beschreiben? Wie wird sie zu einem konkreten Gesicht und einem Körper? »

Ein Bruchstück, übersetzt aus Walkman, einer Geschichte von Joeri Cornille

«Wie herrlich ist es zu träumen, nicht eifersüchtig sein zu müssen und keine Maske aufsetzen zu müssen. Was ist es herrlich, nicht immer darauf zu achten, welche Geschichten du erzählst, welche Lügen du verbreitest, welche Halbwahrheiten. Wir sind allesamt gespaltene Persönlichkeiten, Lügner, Heuchler. Niemand von uns kann mit seiner Vergangenheit leben. Was geschah, ist uns für immer entkommen. Ich bin, wer ich bin. Nicht wer ich war. Die Frage muss heißen “Kann jemand mit seiner Zukunft leben?” Warum sollten wir uns nicht verändern? Gibt es einen Grund für mich, zu bleiben, wo ich war? Ist es nicht unser Schicksal, umherzuziehen und immer neue Grenzen zu entdecken? Grenzen sind da, um überschritten zu werden. »

Ach. Mein Holländisch ist rostig, das Italienisch fast nur noch kulinarisch. Und ich bin schlimm eifersüchtig auf Menschen, die sich die Zeit nehmen, ihre Geschichten auch wirklich zu schreiben. Gute Nacht. Oder, wie man neuerdings wohl sagt: «have fun».

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