Aufwachen und nach einem Klick ins Web ...


Aufwachen und nach einem Klick ins Web schon topp genervt sein ist eigentlich besser als Frühsport. Funktioniert jedenfalls ebenfalls ausgezeichnet als Weckmechanismus. Die Gereiztheit verfliegt glücklicher Weise schnell wieder und ich schüttele mich innerlich wie ein frisch gewaschener Berglöwe. Nein. Werde mich nicht ärgern über Regen, Spam und Pubertät anderer Leute. Basta.

Meine Gehirnlandschaften sind, spätestens seit den neurologischen Störungen, crystal black and white. Ich hasse diffuse Andeutungen. Klartext, du Mensch gegenüber. Sprich Klartext mit mir. Und lasst diese pubertäre Scheisse über Sex. Wenn ich eine Erfahrung gemacht habe, dann ist es die: Wenn eine Frau schön oft anzügliche Witze macht und jeweils knallrot gackernd kichernd zusammenbricht ob einer doofen Schlüpfrigkeit, dann ist dies eindeutiges Indiz für staubtrockene Verklemmtheit. Wenn ein Typ nicht eine einzige normale Unterhaltung führen kann ohne einen verbalen Griff zwischen seine und fremde Beine, so juckt es dort wegen anhaltender unfreiwilliger Untätigkeit und nicht wegen großer Potenz.

Es ist doch nicht so schwer. Sex hat man, und nur wer ihn nicht hat, spricht überhaupt in der Öffentlichkeit viel darüber. Erotik dagegen ist allgegenwärtig und kann - surprise, surprise - auch angesprochen werden, ohne andere zu nerven. Ist aber nur interessant, wenn sie weder rumbrüllt noch den Holzhammer schwingt noch sich aufdringt noch Details plattwalzt. Sollte auch auf Gegenseitigkeit beruhen, das Interesse. Was ist daran erotisch, andere wiederholt zu fragen, ob sie nicht bald mal Poppen gehen wollen, wo es doch schon so spät ist? Nichts. Das ist nur dumm. Ermüdend sind öde Provokationen, und die Ballermann-Variante von “wer es abstreitet, ist ganz bestimmt lesbisch” kann mich heute morgen auch nicht erheitern. Wenn ich lesbisch wäre, würde ich dieses Tagebuch nutzen, um die richtige Frau zu finden, kapiert? Nee, wahrscheinlich nicht. Ich hasse es, derart unterschätzt und auf das Witze-für-Kegelclubs-Niveau herabgezerrt zu werden. Aber ha! Mit einem Webdiary kann man die Geschichte ändern, zumindest die von gestern. Weg damit.

Ich wiederhole: Die Gereiztheit verfliegt glücklicher Weise schnell wieder und ich schüttele mich innerlich wie ein frisch gewaschener Berglöwe. Es war nicht persönlich gemeint, ich sollte gar nicht beleidigt und unterschätzt werden. Ich weiß das. Eigentlich weiß ich das. Harmloses Geblubber von Jungs. Hat man mich bereits drauf hingewiesen, akzeptiere ich auch (ohne jetzt den schönen Dampf wieder zu löschen, den ich abgelassen habe und der hier malerische Schwaden über meinen virtuellen Hochsitz wirft). Mir ist auch völlig klar, dass viele Menschen überhaupt nicht kapieren, was der Unterschied zwischen Gerede über Sex und Erotik im Gespräch ist. Vielen scheint ersteres ohnehin völlig zu reichen. Schlimm genug eigentlich.

Nun weiß ich auch, dass dies der falsche Ansatz ist. Statt zu schreiben, dass plumpes Gescherze und vorhersehbare Schulterklopfer anöden, sollte ich aufzeigen, was wirklich funktioniert. Das wäre pädagogisch viel wertvoller. Nicht wahr. Hab aber keine Lust.

Das Leben ist ein Lernprozess
nicht dein privater Eil-Express.

So. Und jetzt bin ich wieder lieb und nett und ganz entspannt und verkneife mir sogar sämtliche Andeutungen auf das, was ich als nächstes mit diesem Sonntag zu tun gedenke.

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