Alle meine Gänschen

Drei Grad am See. Herrlich. Sonne, leichte Nebelschwaden und fast kein Mensch weit und breit, trotz geballter Wohnturmsiedlungen gleich nebenan. Es ist sehr wichtig, früh und pünktlich am See zu sein.

Nicht nur, um den kleinen braunweißen Hund zu treffen, der mich liebt und sich nach mir verzehrt und schon aus 200 m Entfernung hüpft und hopst und dann von einem verblüfften Herrchen an mir vorbeigezerrt wird. Oder um den Mops zu sehen, den weißen Schwan oder um mal wieder ein paar Plastiktüten vom Ufer einzusammeln und in den Müll zu werfen.

Auch die Trippeljoggerinnen (Fraue, die sich mit seltsam hoppelnden Zappelschrittchen in arschlosen Leggins auf formlosen Stelzen fortbewegen, statt mit langgezogenen echten Laufschritten ihre Bahnen zu ziehen) oder das Brabbelmutti (eine Hausfrau Mitte 30, die jeden Morgen in einem irre lauten Monotonmonolog ihre schwitzende und pervers nach billigem Deo stinkende Freundin zublubbert, während sie den See umrunden) sind nicht der Grund für die angestrebte Pünktlichkeit.

Oh nein, um Punkt 9 Uhr muss ich weg sein. Denn um Punkt Neun rollt ungelogen eine schwatzende und vor sich hin gackernde Rentnerhorde von mindestens 50 Leuten an, die sich am Parkplatz treffen, um wie eine Schicht aus synthetischen Jogginganzügen und denkwürdig gemusterten Blousons (auch im Partnerlook! Tchibo ahoi) alle Wege zu verstopfen.

Es ist gruselig. Und nervig auch, denn die eine Hälfte von denen ist langsamer und die andere schneller als ich und sie sind garantiert immer dort, wo ich gerade abgebogen bin. Sie bewegen sich grundsätzlich in einer Schicht von drei Damen nebeneinander fort, oder wahlweise auch fünf Herren strategisch wegverstopfend verteilt, und benehmen sich wie ein Kegelclub auf Mallorca ohne Alkohol, Strand oder Souvenirläden. Warum sind Menschen nur so eine Pest, sobald sie in Massen auftreten?

Egal. Wenn es nur etwas wärmer wird, kann ich um 6 Uhr an den See oder früher. Dann bin ich dort alleine. Und es fehlt nicht mehr viel, bis ich den Schlaf dann auch gleich weglassen kann. Aber das ist eine andere Geschichte. Moin.

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