A Great Day to die

Es war keine gute Woche, und so konnte ich mich selbst nicht sonderlich damit überraschen, dass ich heute morgen ein vollgetanktes Auto vollzutanken versuchte. Allerdings sprang der Sicherheitshaken der Einfülldüse nicht zurück und so merkte ich es erst, als jemand von schräg gegenüber mir zurief, ich würde in einer Pfütze stehen.

Die nächsten Sekunden in Zeitlupe: Ich drehe mich um zu dem, der ruft und sehe dabei, dass ich in einer zentimeterhohen Treibstofflake stehe. Seitlich über mir springt ein Mann aus einem LKW, ich sehe ihn nur im Gegenlicht - ihn und die glühende Kippe, die er gerade in meine Richtung wegschnippsen will. Vollidiot. Denke ich jetzt. In der Sekunde heute morgen dachte ich nur »Tarantino, get out of my fucking life!« Warum auch immer. Das dachte ich nun mal, in Technicolor. Er fing die Kippe in der eigenen Handfläche, weil so ziemlich jeder Mann im Umkreis von dreißig Metern aufbrüllte oder auch weil er es selbst kapiert hatte oder einfach, weil man auch Glück haben muss manchmal. Fast sofort danach kam auch schon jemand mit einem Eimer Neutralisierungszeug, während ich noch dort stand und in einer bombastischen Szene intern die verdammte Esso-Tankstelle hochgehen sah.

Nun fand sich zwischenzeitlich bereits ein intelligenter Mann, der mich über die Explosionsfähigkeit von Dieseltreibstoff informierte und darüber, dass die Kippe vermutlich einfach ausgegangen wäre. Ich möchte mich aber nie darauf verlassen müssen. Mir wäre es auch lieber, es wäre eine echte Gefahr gewesen, wenn ich mich schon so fühlen musste. Lebensgefahr hier und da und dort schärft die Sinne. Später, wenn man drüber weg ist (schönen Gruß an den niederländischen LKW-Fahrer, der mit seinem Monster fast auf mich gekippt ist, da haben wir wohl keine Berge mit Kurven in Holland, was? Jedenfalls ganz sicher keine Höhenbegrenzung für Wackeltonnagen.)

Und dass der restliche Tag für die Tonne sein würde, war eh klar.

10 Kommentare A Great Day to die

  1. Avatar Thomas J. 18.10.2003 um 00:56 Uhr

    Rauchen an der Tanke, Handytelefonieren während der Fahrt, ohne zu schauen über die Straße latschen - Merkbefreitheit ist eine Epidemie, und sie breitet sich unaufhaltsam aus.

  2. Avatar Petra 18.10.2003 um 01:17 Uhr

    Schön, dass ich nicht die einzige bin, bei der Katastrophenfilme im Kopf ablaufen. Da haste aber wirklich Glück gehabt, auch wenn Diesel tatsächlich nicht so leicht entflammt, aber hat das der Diesel auch gelesen?

  3. Avatar Melody 19.10.2003 um 18:07 Uhr

    Nein, ich hatte keine Angst. Nur einen heftigen Kick ins Zentrum aller Feelings: Adrenalin ist nicht das Schlechteste, was man fühlen kann (da gibt’s ganz andere Sachen). Und ich kann mir auch einen schlimmeren Abgang vorstellen als in einem Flammenball. Nur mitnehmen möchte ich niemanden, und wenn schon, dann sicher keinen zahnlosen ungewaschenen LKW-Fahrer.

HINWEIS: Kommentieren ist in diesem Eintrag nicht mehr möglich.