Lektionen

Creezy hat die Erkenntnis aufgefrischt, dass man für Freunde nicht für lau arbeiten sollte. Schwieriges Thema. Mir kommt es oft so vor, als würde man im Zwischenmenschlichen umso enttäuschender behandelt, je mehr Mühe man sich für jemanden gegeben hat. Aber das ist hoffentlich nur Einbildung oder liegt daran, dass ich gerade heute mal sehr müde bin, was solche Themen angeht und einen frischen Brocken verdauen muss. Der gehört hier aber nicht hin.

Sehr wichtig finde ich es inzwischen, auch bei Gefälligkeiten und Sonderpreisen ein Konzept und ein richtiges Angebot zu erstellen, auch wenn man oft ganz massiv bedrängt wird, “mal eben” eine Summe zu nennen. Schon deswegen, damit nicht Dutzende oder Hunderte von Stunden unter den Tisch fallen und dort liegen bleiben, als Selbstverständlichkeiten mit Füßen getreten. Weil sie nicht wahrgenommen werden, die vielen zusätzlichen Stunden, die es kostet, etwas gut zu machen, das man auch zusammenklatschen könnte. Weil ich die nicht mehr verschenken will, es sei denn, jemand schenkt mir auch seine (und das ist ja doch extrem unwahrscheinlich ...wie sich herausgestellt hat).

Lustig finde ich, dass die dummen Klugschwätzer aus dem Bekanntenkreis offensichtlich so weit verbreitet sind wie andere Viren und Hoaxes auch. Irgendwer hat immer einen halbwüchsigen Sohn oder mit den Nachbarn verwandten Studenten, der mal eben lässig technische Weisheiten absondert und auf kritiklose Anhänger stösst, auch wenn er den größten Dünnpfiff verzapft.

10 Kommentare Lektionen

  1. Avatar Thomas J. 14.08.2007 um 08:31 Uhr

    Gute Freunde (wirklich gute Freunde), Bekannte und Verwandte wissen gute Arbeit zu schätzen und sind dann auch bereit, dafür zu zahlen.

    Wer das nicht möchte, ist halt sauer, wenn man nicht für lau arbeitet. Deren schlechtes Gefühl wäre mir aber lieber als mein schlechtes Gefühl.

    Natürlich kann man auch Dienstleistungen tauschen - ich helfe Dir beim Computer und Du mir beim Auto. Wenn’s im Rahmen bleibt.

  2. Avatar melody 14.08.2007 um 10:23 Uhr

    Es wird schwierig, wenn man über die Jahre buchstäblich Zehntausende “verschenkt” hat (Rabatte, Sonderpreise, Gutmütigkeiten) und das nun aber definitiv nicht mehr möchte.

    Es wird einfacher, wenn man für fast jede Freundlichkeit einen Tritt bekommt am Ende, Generve am Hals hat oder merkt, dass man nicht wirklich geschätzt wird, sondern nur funktionieren soll, wie der andere es sich erwartet, und zwar gefälligst reibungslos und pronto 😊

  3. Avatar creezy 14.08.2007 um 13:26 Uhr

    @Thomas J

    Auch gute Freunde können gute Arbeit gar nicht schätzen, wenn sie von dem Metier eigentlich keine Ahnung haben und werden sich immer über Rechnungen wundern. Sie können sich allenfalls wie blöd über ihre Webpräsenz freuen aber sie haben nicht den Hauch einer Idee wie wirklich lange jemand daran sitzen muss.

    @Melody

    Absolute Zustimmung! Wobei ich über die Figuren im dritten Absatz nicht mehr lachen kann, wirklich nicht mehr. In meinem aktuellen Fall wird der tolle Sohn, der soviel Ahnung hat, dem Mann einfach Geld kosten (vom Vater gesungene Songs bei Myspace hochladen, die der Vater nicht geschrieben hat, also kein Urheberrecht daran hält somit bei ihm die Gema klopfen wird) und schön auf die andere HP verlinkt wird, wo noch mehr Songs online stehen, die Gema-abgabepflichtig sind). Geld, das der Mann nicht hat. Der Sohn kapiert nicht den Unterschied zwischen privater und kommerzieller HP und ich diskutiere seit gestern nicht mehr. Schon gar nicht mehr für Nothing!

    Meine Güte, was ich mir da den Mund fusselig geredet habe, damit hätte ich ganze Workshops füllen können und Geld ohne Ende verdienen können. Blöd. Einfach blöd!

  4. Avatar Tina 14.08.2007 um 13:49 Uhr

    Ich hab grad noch dran gedacht, dass ich froh bin, für die Kampagne von Freunden meiner Eltern ein Angebot und ein Konzept gemacht zu haben, wenn auch mit schwer großzügigem Rabatt. Der ist aber auch ok, denn den werden die mir bei der Reparatur meines Autochens auch gewähren, da bin ich mir zumindest fast sicher. 😊

    Andere Bekannte “bestellten” eine Bildbearbeitung, ohne “bitte”, aber mit Deadline, “bis dann und dann” und Angabe “wir nehmen davon dann erstmal zwei, drei”. Hmmmm. Zum Glück hab ich mit sowas noch nicht viele Erfahrungen, aber ich bin auf der Hut ...

    Gruselig.

  5. Avatar melody 14.08.2007 um 14:00 Uhr

    Creezy: Ich glaube, das wär dann aber doch so ein Fall, in dem ich dem Vater einen Brief schicken würde, evtl. mit ein paar Ausdrucken, die über die Gesetzeslage aufklären ... oder ich bin einfach zu doof und immer noch zu freundlich, das kann natürlich auch sein.

    Mein Brocken ist ein Ehrenamt-Projekt, das jetzt kaputtgemacht wird, weil jemand sich eiskalt profilieren will und man kann im Grunde nur zusehen. Ich jedenfalls kann keine Full-Service-Agentur dort ersetzen (mehr), und der Fussabtreter-Modus steht mir eh nicht.

    Tina: Je mehr du nett schriftlich vereinbarst, je detaillierter du erklärst, was du alles machen musst für dieses Projekt ... desto weniger Gefahr für BOOM.

    😊

  6. Avatar tanja 14.08.2007 um 14:16 Uhr

    Ach, das fängt doch schon im ganz Kleinen an: Bei einer PEKiP Gruppe bin ich die Haus- und Hof-Knipserin, einfach weil ich die einzige bin, die an die Kamera denkt.

    “Brennst Du mir mal die Bilder? Ich geb Dir auch eine CD dafür.”

    Dass ich hier regelmäßig sitze, Fotos aussortiere, damit Mamas Hintern nicht breit rauf ist oder Sohnemann, der gerade apathisch die Augen verdreht, dass ich die Bilder erstmal runterladen, auf einen weiteren Rechner kopieren und Männe brennen lassen muss, weil mein Brenner gerade nicht funktioniert, dass ich mir die Mühe mache, CDs zu beschriften und und und, dass wird alles mit der CD abgegolten. Wertschätzung Fehlanzeige.

    Seit April 260 bereinigte Fotos - und ich selbst auf keinem einzigen Bild zu sehen, ist doch auch klar.

    Bei der nächsten Gruppe werde ich direkt sagen, dass ich gerne Fotos mache, die CD am Ende aber 5 Euro kostet. Basta. Und das ist ehrlich gesagt auch noch unter Wert.

    Nehmen ist leichter denn geben, scheint mir…

  7. Avatar Lydia 14.08.2007 um 15:42 Uhr

    “Brennst Du mir mal die Bilder? Ich geb Dir auch eine CD dafür.”Oh ja, Erinnerungen werden wach… :-(

    Mein Mann hat sich eine teure Spiegelreflexkamera gekauft - seither wollen alle seine Bilder. Kindergartenmütter, Gemeindeobmänner, Fussgänger, Gemeindezeitungsmacher - natürlich gratis und superflott wenn geht.

    Mein Mann ist ein guter Lotsch, aber mir hat’s irgendwann gereicht. Jetzt haben wir einen Pressefotografengewerbeschein und verkaufen die Bilder, wenn Interesse besteht. :p

  8. Avatar Thomas J. 14.08.2007 um 20:11 Uhr

    @creezy: Eine Rechnung gibt es nur auf Anforderung, und selbstverständlich sollte vor Aufnahme der Arbeit geklärt sein, dass man nicht bereit ist das kostenlos zu erledigen (oder sagen: dasunddas kann ich kostenlos tun, für jenerwelchen Rest muss ich Dir allerdings diesundjenes abknöpfen)

  9. Avatar hufi 14.08.2007 um 22:07 Uhr

    Das ist aber auch wirklich vertrackt. Ich habe meistens immer einfach Glück gehabt, wenn ich unbezahlte Freundesarbeit irgendwann ummodeln konnte.

    Und ich habe dabei sehr gut das Ablitzenlassen gelernt. Und manchmal geht es einfach dann doch nicht.

    Am besten, man übt es umgekehrt ein, wann immer es geht. In fast allen Fällen, wenn ich einen Freund einspannen will, und es geschäftlich ist, dann ist es auch geschäftlich. Man kann alles per Handschlag abschließen, aber Rechnungen werden einfach ohne Murren und Zucken gezahlt.

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