Die Luft tagsüber ist mild und wunderbar. ...

Die Luft tagsüber ist mild und wunderbar. Irgendwie hatte ich erwartet, dass es ruhig und leer sein würde, hier im Winter auf der Insel. Mit dem Sommer und den unerträglichen Touristenmassen ist es natürlich nicht zu vergleichen - ich erinnere mich von anderen Reisen hierhin noch gut an die Proleten auf der Fähre, das besoffene Pack auf jeder Strasse, die Kegelclubs beiderlei Geschlechts - und das schon ab Ostern. Ich würde niemals in der Saison auf eine “Ferieninsel” gehen, das wäre um jede Minute schade. Aber auch jetzt im Winter durchwuseln emsige Gestalten die Strassen, schon frühmorgens. Ich kann nicht beurteilen, ob es Einheimische oder Kurgäste sind. Aber ich kann sehen, dass sie alle sehr viel praktischer angezogen sind als ich. Seufz.

Viel von der Insel habe ich noch nicht gehabt, denn ich kaue mal wieder an einem größeren Abgabetermin. Eigentlich ein Klacks, aber durch das Fieber vor der Abfahrt bin ich ins Termintrudeln geraten und hier auf Norderney bin ich eben nachts online. Ich hätte auch eine eigene Leitung legen lassen (schließlich weiß ich nicht genau, wie lange ich hier bleiben werde), aber das wollte der Thomas nicht. Verständlich. Die Ferienwohnungen sind hübsch und sehr schön eingerichtet, auch im Flur ist alles nett zurechtgemacht, mit Holzblumen und -möwen dekoriert und sieht frisch renoviert aus, wie auch vor zwei Jahren schon, als ich das Haus zum ersten Mal sah. Da hätte ich auch keine Lust auf Kabelgetackere an der Wand entlang, zumal er ein Mann der Funktelefone zu sein scheint 😊

Also warte ich brav, bis ich nachts die Leitung belegen kann. Das ist nicht schlimm, denn ich schlafe sowieso tagsüber ein paar Stunden, als wäre es genau so geplant. Ist es zwar nicht, aber passt halt.

Neben mir ist noch eine kleine Ferienwohnung, die ist frei. Unter mir ist eine größere, die aber wohl als reguläre Wohnung “nebenbei” vermietet ist. Nicht schlecht, ein Zweitwohnsitz am Meer. Aber in der Innenstadt würde ich im Sommer wirklich nie sein wollen. Das Meer ist von hier aus zweimal links und einmal rechts um die Ecke, habe ich mir sagen lassen. Ich werde bald mal hingehen - sobald nirgends mehr Eis auf den Wegen ist. Und sobald dieses sich windende und sich sträubende Manuskript endlich stillhält. Aber das wird so langsam immer besser.

Ich darf bloß niemanden mehr treffen, der zu mir sagt “Hach ja, ein Buch werde ich auch mal schreiben. Wenn ich mal nebenbei Zeit habe.” Dann werde ich wohl mit irrem Lachen anfangen, die Ecken meines Laptops abzuknuspern und mir aus Autorenverträgen Schiffchen bauen, die ich in eine kalte Sandburg setze. Nebenbei. Nur so zum Spaß.
😊

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