Mit Big Brother hatte ich mich beinahe ...

Mit Big Brother hatte ich mich beinahe ausgesöhnt. Ich meine, die Leutchen sind ja freiwillig in diesen Container gekrabbelt, und zwar aus Geldgier. Warum sich also darüber entrüsten? Es war eben einfach langweilig, nachher. Sehr positiv ist, dass keine dieser schnuckelsüssen Mädchentussis mit herzigen Schleimattacken und drolligen Kleinkindmanieren auch nur annähernd in die Nähe der Endrunde kam, weder bei Big Brother 1 noch 2. Nehmt den Daumen aus dem Mund und lasst das Augenrollen und hört auf, intelligente Lebewesen “Schatzi” zu nennen, obwohl sie keine Lebensgefährten sind - ganz und gar siegt die Doofheit nämlich doch nie 😉 Was auch immer dieses Alida-Mädchen in den BB-Container verschlagen hat, wenn schon eine/r gewinnen musste, dann sie. Ist schon OK so.

Dann bzw. parallel kamen diese Popstars, viertausend hoffnungsvolle Trällertussen auf dem Weg zum Weltruhm, nur fünf dürfen am Ende mitmachen, und bis dahin macht man eine schmerzhafte Dokusoap daraus. Anfangs in dem Irrtum befangen, sie würden diese ambitionierte Ziegenherde für pornographische Weichspüler casten (das lag an der sonoren und ziemlich abverbrauchten Moderatorenstimme), betrachtete ich verwirrt und interessiert das bescheuerte Gezappel und Gesinge: Wie kann man eine ernstzunehmende Geschäftsbeziehung - und was ist das Einstellen von fünf “Künstlern” sonst - an einer Woche Aerobic mit Geträller festmachen???? Na gut. Auch egal. Ich tippte darauf, dass sie folgende gefällige Mischung - eine schokobraune, eine wuschelige, eine drahtige und mindestens eine rundschädelige Blonde - nehmen würden. Hach, wie sie sich alle so wundervoll unecht und ständig herzlich umarmten. Dann verlor ich das Interesse. Sagt mir, hatte ich recht? Wird Deutschland eine zurechtgedroschen Spice-Girls Kopie bekommen, die uns Onkel Endemol und die lieben Leute von RTL systematisch quer in die Kiemen schieben ... oder bin ich sogar mit schuld, weil ich das auch noch - teils - geguckt habe? Schon ganz schön grausig, diese “Popstars”.

Aber nichts, und wirklich gar nichts kann diesen sittenwidrigen Mediendurchfall toppen, der gestern zur “besten” Sendezeit auf Deutschlands Prollsender No. 1 ablief. Oha, die wissen sehr wohl, warum sie das nicht Sonntags gemacht haben! 45 der dümmsten Frauen, die mit Waffengewalt aufzutreiben waren und ein “Millionär”. Jetzt mal so unter uns, eine Million macht so einen auch schon zum Millionär, und was ist schon noch eine Million? Ein geschmackloses Reihenhaus und die Aufzucht eines mittelprächtig begabten Teenagers. Aber so weit haben diese Damen nicht gedacht. Vielleicht hat man auch einigen versprochen, es wäre eigentlich ein Quiz oder die versteckte Kamera. Jedenfalls marschierten diese Tussen in mehreren Durchläufen auf der Bühne auf. War eine Art grausame Parodie auf gängige Misswahlen. Die guten ins Töpfchen, die schlechten mit Kröpfchen ... innerhalb von anderthalb rasant verplauderten Stündchen dezimierte der Quizmaster auf 5, während “der Millionär” hinter einer Schattenwand die Auswahl traf. Das mit der Schattenwand hab ich ja noch verstanden, ich hätte mich auch geschämt. Neben mir sass Olli und bestand darauf, dass der “Millionär” wahrscheinlich Lotto King Karl sei. Das hätte ich ja nun sehr romantisch gefunden, und es wäre auch gleich ein großer Liebestest gewesen. Also für Karl, nicht Olli. Aber das war der natürlich nicht. Leider.

Buffy haute sich auf dem anderen Kanal College-Vampire um die Ohren und das hätte ich auch gerne gesehen, aber jetzt galt es durchhalten - ich hoffte darauf, dass er das pferdeschädelige Grossmaul nehmen würde, die sich aufs Idealgewicht runtergehungert und dabei das halbe Hirn verloren hatte. Solche können nie die Klappe halten, das ist immer geil. Aber ach, es gab nicht mal eine Live-Trauung und wen hat “der Millionär” genommen? Die Schwester von Iris Berben oder zumindest eine aus der Serie. Spricht das jetzt für ihn? Wäre es schlimmer oder besser gewesen, wenn er eine der geldgeilen Teenie-Barbies genommen hätte? Von 18 bis 43 war alles dabei. Das Drallste aber war der Mitschnitt aus dem Leben “des Millionärs”. Irgendwie gar nicht so sehr Marmorvilla, Butler und Upper Class. Mehr so Reihenhaus in Gelsenkirchen mit Protzkarre, neureicher Fabrikant, Seele gekauft von RTL. Ob die “Jury” aus drei Töchtern echt war? Macht man mit Frauen, die man in Fernsehshows aufgabelt, nicht ohnehin einen Gütertrennungsvertrag??? Genau weiß ich leider nicht, ob die nun doch noch geheiratet haben, irgendwann erreiche ich immer so einen absolut toten Punkt, da werde ich wohl weggezappt und dann ausgeschaltet haben.

Jetzt, so im Nachhinein, macht es mich ziemlich gereizt, dass man diese Art von Medien-Dreck jetzt auch in Deutschland immer intensiver zu spüren bekommt. Ich sehe nicht oft fern, aber wenn, dann zappe ich ambitioniert und will unterhalten werden. Nicht angeekelt. Jetzt mal ernsthaft: Ist diese Hochzeiterei nicht sittenwidrig? Was kommt als nächstes, Versteigerungen von Nieren, Ganzkörper-Tattoos auf offener Bühne, Jenny Elvers und ein Kaiserschnitt wie aus dem Bilderbuch, während sie Oralsex mit der halben Schwarzwaldklinik hat ....? Mich wundert nix mehr. Und Millionäre sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Offensichtlich.

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