Looking back smiling

In etwa 35 Minuten werde ich abgeholt, werde später am Nachmittag einen Vortrag über Weblogs halten. Mir fallen dann immer die Geschichten über Blogs ein, die man nicht erzählen kann, weil dazu viel zu viel Erfahrung mit der nichtvorhandenen und doch allgegenwärtigen Szene vorausgesetzt werden müsste - er einfach, weil man sie nicht erzähle, nur lesen könnte. Eine Frage, die mir jetzt schon zweimal gestellt worden ist, hat eine solche Nichtgeschichte zur Antwort: Warum habe ich das Notizblog eingerichtet, Ende 2001 dann wieder eingestampft und jetzt wieder herausgeholt? Es lief doch wunderbar, ich hatte sehr hohe Besucherzahlen und jetzt wird es vermutlich immer nur ein kleines Blog unter vielen sein.

Stimmt, aber das ist nicht schlimm. Alles andere wäre viel zu stressig. Als das Notizblog zum ersten Mal zu großer Form auflief, waren die Abrufzahlen wirklich ziemlich beeindruckend und ich bloggte mit Begeisterung alles, was mir vor die Flinte lief. War ja alles neu, keine Grenzen abgesteckt, man hatte wenig Erfahrungen und die amerikanischen ‘Vorbilder’ habe ich mir in all den Jahren sowieso nie angeschaut (wozu auch). Die Besucherzahlen stiegen und stiegen und zu meiner Verblüffung schickten mir ‘die Leute’ dann auch noch ihre Pressemitteilungen zu. Die meisten löschte ich, aber wenn andere Blogger mich auf ihre eigenen Artikel und Projekte hinwiesen, setzte ich das eben auch ins Notizblog, um die Vernetzung untereinander zu unterstützen. Einige Personen schickten sogar ganz regelmäßig ihre Links und Hinweise und ich wusste schon, dass ich früher oder später würde selektieren müssen.

An einem Abend dann las ich mich zufällig durch ein Forum oder einen Comment-Thread und fand einen schmierigen gehässigen Kommentar einer Frau, die meine Bereitwilligkeit der Veröffentlichung ihrer diversen Links bisher regelmäßig (aus)genutzt hatte. Sie rotzte giftig in die Gesprächsecke, wie sehr ich mir doch etwas darauf einbilden würde, ein so großes Blog zu haben - die Wortwahl war absolut niederträchtiger als diese höfliche Umschreibung - und ich saß an jenem Abend einfach nur fassungslos vor dem Monitor. Nachlesen der Korrespondenz zwischen uns ergab, dass ich immer höflich gewesen war und sie schön freundlich getan hatte, aber sie hasste mich ganz offensichtlich. Theoretisch wusste ich natürlich, dass es Menschen gab, die nach vorne buckelten und nach hinten Gift kotzten und einen noch obendrein auszunutzen versuchten. Aber praktisch war mir noch niemand mit dieser Schwäche begegnet.

Das war damals. Jetzt muss ich darüber lachen, dass solches Gezischel mich überhaupt erreichte, denn inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, dass es solche Menschen gibt und auch schon einige mehr getroffen, meistens Frauen. Damals aber war die Begegnung mit dieser Niedertracht einer der zwei Gründe, das Blog wieder zu schließen und lieber meine Ruhe zu haben als den Neid der latent Erfolglosen. Der andere war Zeitnot.

Mit zunehmendem Alter brauche ich übrigens weniger Ruhe in diesen Dingen. Nur falls sich das jemand gefragt haben sollte.

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