Kitchen Talk

Meine erste Küche bestand aus einer Doppelkochplatte auf einem Kühlschrank, der wiederum im sechsten Stock vor der Tür zu meinem Studentenzimmerchen stand. Daheim hatte meine Mutter eine 5x6m Küche, aber ich vermisste nichts.

Meine zweite Küche wäre groß genug gewesen, um einen winzigen Tisch hineinzuquetschen, und zeigte auf einen grauen Hinterhof. Aber ich kam nie dazu, dort zu sitzen, denn man musste durch das Zimmer meiner WG-Genossin, um zur Küche zu gelangen. Was bedeutete, dass ich täglich einen neuen halbnackten Typen traf, den ich nicht mit der Kneifzange angefasst hätte wegen Bäh-Faktor. Und auch, dass in der Küche sowieso nur noch selten irgendwas von meinen Sachen übrig war.

Die nächste Küche gehörte zu einer Firmenwohnung und muss einen klassischen Esszimmerbereich auf dem halben Weg zum Wohnzimmer in Eiche rustikal gehabt haben, an dem Francoise und ich vor Erschöpfung manchmal einschliefen. Meine erste richtige Wohnung, in der ich dann von 1989 bis 1997 lebte, hatte einen schmalen Küchenschlauch, wieder mit zusammengewürfelten Erbstücken und sogar mit offenen Regalen vollgestellt.

Als ich in dieses Häuschen einzog, zunächst alleine, hatte ich das Glück, von der Vormieterin günstig ihre weiße sehr hochwertige Einbauküche kaufen zu können. Die muss ursprünglich ein Vermögen gekostet haben und war fast neu. Wie ihr aktueller Lover, der schon eine Küche hatte, gut für mich. Glücklicherweise hatte sie alle Oberschränke irgendwie reingequetscht, notfalls ums Eck. Denn auch die Häuschenküche ist ein schmaler Schlauch, der keinen Tisch erlaubt.

Im Laufe der Jahre und mit Olivers Einzug und Verbleiben weitete der Küchenbereich sich auf ein Tee- und Edelstahlregal im Flur aus und kroch schließlich (die großen Pastaschüsseln!) bis neben die Hausbar im Wohnzimmer. Dabei mag ich das gar nicht, ich habe gerne alles verstaut und unter Dach und Staubschutz. Aber es half ja nichts, Küchenkrempel vermehrt sich eigenständig, sobald man nur einmal nicht hinschaut.

Offene Wohn-Essbereiche mag ich nicht so, höchstens bei Häusern - auf keinen Fall in “meiner” Wohnung. Mein Traum war immer eine Küche, in der man mit vier bis acht Leuten sitzen kann, ohne dafür groß umbauen zu müssen. Endlich erfüllt er sich: Die neue Küche ist ca. 16qm groß und ist bereits leuchtend orange. Das wird herrlich. Oder wie der frischgebackene vierjährige Nachbar bestätigte: »Ganzwunderbaaar!«

7 Kommentare Kitchen Talk

  1. Avatar Feli 26.08.2006 um 01:06 Uhr

    die besten Partys (oder Teile davon) finden ja bekanntermaßen auch in der Küche statt. Deshalb ist es so wichtig, eine aureichend große Küche zu haben. Und ich finde Essen in der Küche immer viel ungezwungener und gemütlicher als im Eßzimmer.

  2. Avatar Petra 26.08.2006 um 15:34 Uhr

    Esszimmer kann ich auch nicht leiden, wg. Spießerfaktor 😉

    Wir haben eine Wohnküche, die allerdings ins Wohnzimmer übergeht, nachdem wir vor Jahren einen Durchbruch zwischen den beiden 16qm-Einheiten machen ließen.

    Leider haben wir keinen HWR, sodass der Küchenbereich ziemlich überfüllt ist mit Kram.

  3. Avatar Feli 26.08.2006 um 19:49 Uhr

    Petra, Eßzimmer müssen nicht spießig sein. Meines ist ein Wintergarten, man ist an drei Seiten vom Garten umgeben und es ist wunderschön, beim Abendessen die Sonne untergehen zu sehen.

    Eine offene Küche finde ich zwar schön aber nicht ideal, weil ich den Geruch vom Kochen nicht so gern im Wohnzimmer habe.

  4. Avatar Petra 26.08.2006 um 19:59 Uhr

    Feli, ja, SO ist ein Esszimmer natürlich toll. Wintergärten sind eh klasse. Ich hab bisher wohl tatsächlich immer nur die Spießervariante gesehen 😉

    Bei uns sind die Küchengerüche sogar immer im ganzen Haus, weil das EG komplett bis zum Dachboden offen ist. Aber mich stört das gar nicht; ich merke es nicht, und wir kochen nicht so oft Kohl und Nierchen gar nicht *g*

    Ich muss immer grinsen, wenn sich meine Kinder zwei Stockwerke tiefer eine Waffel in den Toaster stecken und ich dann oben weiß, dass sie Waffeln essen 😊

  5. Avatar Angel 28.08.2006 um 12:02 Uhr

    Gaah. Bei der Verwendung des Wortes ‘Spiesser’ stellen sich mir jedes Mal die Nackenhaare auf. Auch wenn ein Smiley hinten dran klebt ...

    Hinsichtlich der Farne schliesse ich mich dem Malerlehrling an. Mutig. Wobei mutig nicht schlecht ist, nur ... mutig eben 😉

    (Zu meiner Entschuldigung möchte ich aber anführen, dass ich mein Zimmer bei meinen Eltern damals Blau anstrich, andere Farbe, aber dieselbe Intensität, ich hatte das bald gründlich über. Wobei ein sonniges Orange sicherlich weniger deprimierend ist als ein dunkles Blau ...)

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