“Es ist alles so gemeint, wie es ...


“Es ist alles so gemeint, wie es geschrieben ist und wer versucht mich zu interpretieren, ist eh ein Arsch.” Herzhaft auf den Punkt gebracht von diesem jungen Mann, hm? Leider schreibt er ansonsten eher nicht so, dass ich mir persönlich das lange antue, auch wenn er in diesem Satz ein paar wesentliche Dinge erfasst. Aber wer weiss, vielleicht wird er ja noch besser. Oder auch nicht, denn er huldigt Bukowski, diesem Penner, und bekommt schon deswegen keinen Link. Auch egal. Geschmack ist Geschmackssache, ewig Pubertierende mögen es ja vielleicht sogar auf diese seltsame Art “tiefgründig” lieben?

Eins jedenfalls hat er instinktiv erfasst: Dass die armen Menschen, die einen Text nur wegen der Interpretation des Autors lesen, wenig Beachtung verdienen. Sie halten den Schreibenden nur auf, tragen zu der Qualität nichts bei, sind selten wohlwollend und meistens auf die eigene Aufwertung sich selbst gegenüber bedacht. Kritische Analyse statt Blick in den Spiegel 😉 der ja wehtun könnte. Dann doch lieber sich mit anderen beschäftigen ... Es ist zwar sicher wahr, dass “die Schreibe” auch viel verrät. Jemand, der immer nur Ideen aufgreift, die es bereits gegeben hat (als Film, als Buch, als wiederholtes Klischee) kann noch so routiniert schreiben, für mich ist es saft- und kraftlos, daher ohne wirklichen Wert. Andere mögen begeistert in die Händchen patschen *g* und schon ab dem ersten Satz erfreut darauf warten, dass sich das schon festgelegte Ende zeichnet, ich mag halt lieber überrascht werden. Was soll man vor einem Text sitzen und brüten, ob er etwas über den Autor aussagt ... ins Hirn treffen muss er 😉

Die Freunde von Bukowski überraschen dich leider selten, am Ende kotzt jemand mitten in das Road Movie und entweder stirbt der Held oder ... auch nicht. Mich würde es trotzdem interessieren, was genau an diesen Moody Stories andere so fasziniert. OK, Betty Blue ist ein geiles Buch, aber es hat eine Richtung. Warum liest man Bücher über Depri-Typen, die von Seite zu Seite, Katastrophe zu Katastrophe schleichen, nichts wirklich gebacken kriegen, auch nichts wirklich gebacken kriegen wollen und die saufend, kotzend, spritzend eine trübe Station ihres Lebenswegs präsentieren?! Ich vermute mal, man muss sich ein wenig wiedererkennen? Zumindest was die hoffnunglosen Phasen angeht? Oder das haltlose Treiben durch das Leben? Hmmm. Vielleicht. Trotzdem bestehe ich darauf, dass es dann gut geschrieben sein sollte. Den soundsovielsten Szene-Roman im verwesenden Bukowski-Stil braucht die Welt ganz sicher nicht. Ich lass mich aber gerne überraschen, also wenn Ihr was wirklich sensationelles, neuartiges aus den Tasten gehauen habt ... das letzte von mir gelesene Buch war mal wieder so ein Bahnhofskauf für zwischendurch, eine üble Angewohnheit, die ich ganz dringend ablegen muss: Traumfrau mit Nebenwirkungen von Amelie Fried. Genau das, was man erwartet, eine bekömmliche Frauenbuchkonserve mit Happy-End, aber wenigstens nicht so eine elende Jammerleier. Keine Frau, die es mit Lebenserfahrung verwechselt, dass sie eine Handvoll Beziehungen in die Tonne gekloppt hat 😉 eher so ein pseudo-emanzipiertes Fast Food Lese-Häppchen für zwischendurch. Auch hier wusste man natürlich vom Anfang an das Ende, aber hier war es nicht so schlimm, denn die Erwartungshaltung war ja nicht so hoch.

Trotzdem bin ich jetzt erst mal losmarschiert und habe mir ein paar Bücher auf Vorrat bestellt. Die Illusion, dass man im Vorbeiflitzen auf Bahnhöfen und Flughäfen interessantes Material aus der Auslage schnappen kann, habe ich jetzt erst mal begraben 😉 lieber Online-Buchhandlung als Zeitdruck. Auch bzw. weil ich momentan nur “unterwegs” Zeit zum Lesen, aber ständig wachsenden Lesehunger habe.

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