Beim Aufräumen gefunden

Sehr geehrter Herr Dr. XXX,
meines Wissens ist Ihnen der Bericht der Endokrinologen-Praxis bereits zugegangen. Fachlich kann ich diesen nicht beurteilen, ich werde mich baldmöglichst um einen Termin mit Ihnen bemühen (beruflich momentan nicht möglich) und mir die Ergebnisse erklären lassen.
Menschlich allerdings habe ich für mich entschieden, diese Praxis nicht mehr aufzusuchen. Neben diversen Kleinigkeiten und extrem schlechter Erreichbarkeit ist dafür ausschlaggebend:

Bei dem ersten und einzigen Gespräch schilderte ich Frau Prof. Dr. XYZ die Beschwerden, die so schlimm gewesen waren, dass ich mich mitten im Jahr um einen zusätzlichen Endokrinologen-Termin bemüht hatte: Hohes Fieber, Haarausfall, Durchfall, ein sehr schlimmer Druck vorne auf der Kehle bis zu einem Erstickungsgefühl hin, Atemnot, ein entzündetes Gefühl auf Brustwarzen und unter Fingernagelspitzen und Schüttelfrost bei 36 Grad im Schatten. Wochenlang.

Die Dr.-Dame nahm daraufhin feuchtwarm meine Hand, lächelte mich an und erklärte mir fünf- oder sechsmal nacheinander, ohne sich dabei nur im Geringsten unterbrechen zu lassen, “wir Menschen” würden dazu neigen, belastende Dinge als Druck auf dem Hals zu empfinden, so dass ich das sinnbildlich nicht “schlucken” könne und ich hätte keine gesundheitlichen Probleme und schon gar keine Hormonschwankung, sondern ‘nur’ Stress und einige andere Belastungen. Sie ließ sich davon nicht abbringen - ich bin jedoch 37 Jahre alt und kann zwischen Trauer, Stress und einem fiebrigen Erstickungsgefühl mit Druck auf der Schilddrüse unterscheiden und muss mich weder nachsichtig betätscheln noch als depressiv verwirrt bezeichnen lassen, wenn ich um die Untersuchung körperlicher Beschwerden bitte.

Die Ergebnisse sollte ich dann telefonisch während der Sprechstunde erfragen, woraufhin ich rund 2 Wochen lang jeweils eine Stunde lang eine dauerbesetzte Telefonleitung anwählte. Nachdem ich schließlich per Brief darum gebeten hatte, doch bitte einfach eine Kopie der Ergebnisse zu bekommen (der zugesagte Rückruf war nicht erfolgt und ich machte mir nun mal Sorgen, was ich da für Beschwerden gehabt hatte), rief mich ein Dr. W. aus jener Praxis an, der mir dann erklärte, ich hätte vermutlich einen Entzündungsprozess irgendwo im Körper. Der Mensch fragte mich dann allen Ernstes, ob ich vielleicht seit längerem irgendwo einen UNENTDECKTEN GRÖSSEREN ABSZESS hätte.

Ich gehöre zu den Leuten, die sich waschen, und zwar rundherum und mittendrin auch. Die Frage fand ich also richtig toll.

Da Frau Prof. Dr. XYZ sicher Recht hat, wenn sie sagt, wir Menschen sollten nicht alles schlucken, das uns belastet ... wechsele ich zurück zu Prof Dr T., der aus dem Urlaub zurück ist und mir inzwischen zugesichert hat, dass ich bei solchen Beschwerden auch dann als Notfall drangenommen werde, wenn seine Vorzimmerbastion das für organisatorisch unwahrscheinlich hält.
Mit der Bitte um Kenntnisnahme und freundlichen Grüßen ....


(Sommer 2003. Sowieso ein furchtbares Jahr, der wiederholte Griff ins Klo und die Gesundheit am Boden. Immerhin kommt mir mein Kampfgeist nicht so schnell abhanden.)

2 Kommentare Beim Aufräumen gefunden

  1. Avatar VolkerK 22.08.2005 um 09:02 Uhr

    Nach solchen Briefen fühlt man oder frau sich auch gleich besser. Ich muss Nachbars auch noch so einen schreiben wegen der Ultraschallkatzenfernhaltepiepser mit Bewegungsmelder, die an der Grundstücksgrenze stehen.

    Die können stehen wo sie wollen, aber nicht 2m vom Zaun weg auf unsere Terasse gerichet.

  2. Avatar Melody 22.08.2005 um 09:08 Uhr

    ich weiß nicht mehr, ob ich den abgeschickt habe. es ist auch nicht wichtig.

    die idioten und dumpfkühe dieser welt sammele ich in einer mappe, aus der es für sie kein entrinnen mehr gibt. tagebuch extension, sozusagen.

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