»Diese ganzen Filme sollen uns doch nur vorbereiten auf alles, was noch kommt!« Sagt er und meint leider brutale Schnetzelfilme aus der Alptraumfabrik, in denen Menschen mit Waffen in öffentlichen Verkehrsmitteln normal sind und das Austragen einer Konfrontation durch Schläge ins Gesicht beginnt und bestenfalls endet.
So kommt es, dass ich eines der wohltrainiertesten langgezogensten »Hmhmmms« in dieser Galaxie beherrsche. Eines, das weder Zustimmung noch Konfrontationsbereitschaft noch Desinteresse signalisiert und mir Zeit für eine Flucht vor Menschen mit Durchblutungsstörungen im obersten Körperviertel verschafft, wenn ich nur meinen Instinkten folge und nicht darüber nachdenke, ob eine Machete in meine Handtasche passt.
Apropos Handtasche: Philipp wollte wissen, was in meiner ist. Das ist einfach und lohnt kein Foto:
Ein Compaq-Notebook, Mouse und Akku, ein Moleskine-Notizbuch, zwei gute Kugelschreiber, ein Bleistift, ein Buch, kleine hellgrüne Haftzettel, in der Handy-Innentasche Papiertaschentücher, einmal Carmex, ein Siemens SX1 und ein 10-Euro-Schein.
keine papiere? *g*
Mein Portemonnaie ist nicht in der Handtasche, sondern in der Jackentasche 😊
Der Zehner ist für den Notarzt, stimmt´s?
Genau.
hm. stimmt. sollte man auch dabei haben. (den zehner)
Man muß Praxisgebühr <em>direkt</em> zahlen?!
Klar. Du kannst aus den Augen bluten, das hilft dir gar nix, wenn du die Praxisgebühr nicht zahlst.
Autsch. Und das hier.
Jetzt stell dir doch nur vor, du kommst da als Notfall an und die kriegen nachher ihre zehn Euro nicht. Der VERWALTUNGSAUFWAND ... so weit ich weiß, sind sogar schon zweimal vergewaltigte Mädchen erst behandelt worden, nachdem sie den Zehner besorgt hatten.
Man könnte bitter werden, wenn man die Zeit hätte.
und wie sieht das dann aus, wenn einer draufgeht, weil er keine 10 euro hatte? kommt dann “unterlassene hilfeleistung” zum tragen?
Hilfsweise kann man als Verletzte/r auch was von “privatversichert” nuscheln (darf dabei aber nicht zu klar wirken, vielleicht schmerzverzerrtes Gesicht oder verdrehte Augen).
Als Privatpatient gibt es keine Praxisgebühr, sondern eine Rechnung. Und die kann man dann nachher seiner Krankenkasse schicken - die klären das meist mit den Krankenhäusern und Notfallpraxen. In einer Notfallsituation und womöglich unter Schock kann das ja mal passieren 😉
Wen’s interessiert - hier die Sache mit dem Zehner aus der Perspektive der Notärztin:
http://infragelb.de/pepa/index.php?p=111
Mir ist immer sehr elend, wenn ich mir überlege, ich könnte anlässlich eines Notfalls beim Arzt landen und der bloggt dann darüber *meine* Details. Zum Anwalt gehen und der bloggt das dann, *meinen* Fall. Oder zu einem anderen der Berufe, bei denen ich einfach sehr gerne glauben will, dass sie berufsbedingte Privatsphären achten und Grenzen nicht überschreiten.
Vielleicht wird man eines Tages Ärzte mit Qualitätssiegeln haben “I will not blog your private life and history, not even if you die on me right now!”**
Das wäre doch mal wünschenswert 😊 Bis dahin wäre ich schon zufrieden, wenn man sich auf ganz normale Dinge einigt. Bei einem NOTFALL die Verwaltungsgebühr entfallen lassen wäre so einer. Sollen die Krankenkasse doch später Rechnungen schreiben, wen interessiert das im Moment akuter Not ...
(**jaja, ich weiß. ich sollte das alles in ironiepissgrün einfärben, schon vorsichtshalber. würde es helfen?)
Im vorliegenden Fall handelt es sich verlässlich um eine Ärztin, die verschiedene Fälle / Patienten / Erlebnisse so lange mischt, bis eine Geschichte herauskommt, die ihre Aussage transportiert (ich werde ihr mal den Tipp geben, das als Standard-Abbinder unter jeden Eintrag zum Thema zu schreiben). Es könnten ja gar keine Bücher über Medizin oder Recht mehr geschrieben werden, wenn keine tatsächlichen Fälle einfließen dürften - aber eben anonymisiert.
Ja, das weiß ich. Es ist mein persönliches Unbehagen, keine Forderung 😊